Wir lieben es steil!

„Flach können viele… wir lieben es steil!“ Das ist die Ansage, der wir folgten. Das ist es, was die Mosel, dem größten zusammenhängenden Steillagenanbaugebiet der Welt, ausmacht. Natürlich lassen wir uns da nicht lange bitten. Also ab dafür, auf zum Weingut Schmitges nach Erden!

Am frühen Abend geht´s los. Die Sonne geht gerade unter, es dämmert schon. Über die Erdener „Hauptstraße“ schlängeln wir uns quer durchs Dorf vor ein gut beleuchtetes und einladendes Haus an der Ecke einer Kreuzung. Es ist die Vinothek des Weingut Schmitges. Vielversprechend, die Vorfreude steigt!

 Die moderne Glastür öffnend werden wir direkt von Andreas Schmitges, dem Oberhaupt des Weinguts, herzlich begrüßt. An einem separaten Tisch der liebevoll, offenen und stylischen Vinothek ist alles bereits schön und professionell für uns hergerichtet. Der Beginn einer wunderbaren Verkostung. 

 Waltraud, die Chefin, kredenzt uns zu Beginn den 2014er Riesling-Cremant des Hauses. Mega Einstieg! Extrem feine und filigrane Perlage, BSA und Auslesequalität. Läuft. Dann geht´s auch schon los mit den Weinspezialitäten des Hauses. Für uns an dem Abend noch neun weitere an der Zahl. 

Beginnend mit dem 2015er Grauschiefer trocken, für welchen Biohefen verwendet werden. Cremig, schmalzig und trotzdem frisch. Nice! 

Der darauffolgenden 2015er „Urgestein“ Kabinett trocken steht dem in nichts hinterher: ältestes Gestein aus stark verwitterten Schieferböden ist die Grundlage dieses Weines. Er ist leicht, mineralisch, reif und zeigt eine leichte Säure auf. Andreas sagt, seine trockenen Weine seien „trockene Weine mit Trinkfluss“. 

Das 2015er Treppchen (Spätlese trocken) aus wurzelechten Reben ist sowohl cremig, als auch sehr würzig. Unterstützt durch eine Maischestandzeit bis Ende Mai. Zeigt aber auch - trotz seines großen Geschmacks - Reifepotential. Interessanter Wein, dessen Balance der Gärunterbrechung geschuldet ist. Und die 12,5% Vol. Alkohol sind sauber in den Körper verpackt. 

Während Waltraud uns mit verschiedenen Käsesorten und Brezeln verwöhnt, schenkt Andreas uns schon den nächsten Hammer ins Glas: 2015er Prälat GG! Der Prälat, das Filetstück der Mittelmosel…von dem Topwein macht Schmitges nur 1.500 Flaschen. Leider. Denn der Weinberg ist mit seiner exakten Südlage und 70% Steigung geradezu prädestiniert für Top-Rieslingweine. Aber bei 14 Weingütern, die sich dieses edle und kleine Stück Weinberg teilen, ist man froh, wenn man sich daran verdingen kann. Zu dem Wein und wie er an den Weinberg kam erzählt er uns noch eine schöne Anekdote. Aber mit Verlaub - die behalten wir für uns ;-) . 

Auf zu den feinherben Weinen. Wir starten mit dem 2015er „vom Berg“. Ein leckerer Tropfen aus kühleren Parzellen. Andreas verrät uns dabei sein „Geheimnis“ der feinherben Weine: Säurewert x 3 = Restsüße. Dies passt optimal zu asiatischen Gerichten und garantiert dem Weinfreund eine feste Konstante, mit der er rechnen kann. 

Der folgende 2015er „Alte Reben“ feinherb kommt von 40 Jahre alten Reben, welche sich im wärmeren Teilen der Weinberge befinden. Würzig vom Schiefer, schmeckend nach gelben Früchten wie Pfirsich und Aprikose überzeugt er uns vollends. 

Um die feinherben Weine abzuschließen, schenkt Andreas uns den 2015er „vom roten Schiefer“ Kabinett aus dem Ürziger Würzgarten ein. Ein leichter, von der Morgensonne geküsster Riesling mit Zitrusaromen und nach grünem Apfel schmeckend - ein Traum! Da lassen wir uns auch gerne nochmal nachschenken, bevor es zu den lieblichen/restsüßen Weinen geht.

Kurz nochmal einen Schluck Wasser getrunken (jaja, Egon Müller sagt, Wasser sei für die Kühe - hilft aber manchmal auch ;-) ), dann geht's weiter: 2015er Treppchen Spätlese… Leichter und absolut moseltypischer Wein mit innerer Harmonie. Und ja: moseltypisch ist längst wieder ein Qualitätsmerkmal oberster Güte! Wurzelechte Reben, grauer Schiefer, warmer Weinberg - vom feinsten. In zwei Jahren - so sagt der Meister - wird er perfekt gereift sein. 

Die anschließende 2015er Treppchen Auslese ist mit 8% Vol. Alkohol eine „Trinkauslese“ mit großem Potential. 

 Die ganze Linie, die Philosophie des Weinguts über Weinbau, Schiefer, Natur orientiert sich am Traubengeschmack der Weinberge. Viele Trauben werden nach Geschmacksprüfung, nicht nach dem Test mit dem Refraktometer gelesen. Seit Jahren und das zahlt sich aus. So wie Andreas sagt, dass sie zu Anfangszeiten noch mit Technik die Natur zu überlisten versuchten, so sehen sie sich heute im Einklang MIT der Natur. 

Last but not least werden wir noch mit einer 2006er Treppchen Auslese*** und einer 2006er Prälat Beerenauslese mit 6% Vol. Alkohol überrascht - mega! 

Andreas bringt uns auch seine Philosophie bezüglich der Weinverschlüsse näher. Ein Punkt, an dem sich in der Weinwelt die Geister scheiden. All seine Flaschen sind mit hochwertigsten Drehverschlüssen ausgestattet. Dadurch weiß er genau, was in der Flasche ist. Es ist kein Glücksspiel, alle Weine bleiben gleich gut im Geschmack. Eine negative Veränderung durch Kork ist ausgeschlossen - der Kunde hat immer ein tadelloses Produkt. Früher, so sagt er, haben die Winzer keine anderen Möglichkeiten außer Kork gehabt. Heute kann und sollte man sich der neuen Techniken bedienen, soweit es für den Weingenuss förderlich ist. Er ist überzeugend mit seinen Worten.

Ein Mann, eine Familie, eine junge Tradition: aus 1 Hektar wurden 22. „Der Markt sagt, ob man was richtig macht“. Der Markt hat gesprochen und wir bedanken uns für den großartigen Abend bei großartigen Gastgebern und Partnern.

 
 
 

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